Mannheim-Franklin, 17. Oktober 2025
Auf Einladung des Grünen Ortsverbands Nord fand im Forum Franklin eine öffentliche Diskussionsveranstaltung zum Thema „Kita für alle – Ausbau der Kinderbetreuung in Mannheim“ statt. Gemeinsam mit Bildungsbürgermeister Dirk Grunert diskutierten der Grüne Stadtrat und Landtagskandidat für Mannheim Nord, Chris Rihm, sowie die Grüne Landtagsabgeordnete für Mannheim Nord, Susanne Aschhoff, die aktuellen Herausforderungen im frühkindlichen Bildungsbereich – insbesondere mit Blick auf den dynamisch wachsenden Stadtteil Franklin.
Schon zu Beginn machte Rihm deutlich, dass frühkindliche Bildung nicht nur familienpolitische Aufgabe, sondern entscheidende Zukunftsinvestition in Chancengerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt ist. Franklin, mit 7.440 Einwohner*innen und über 30 Prozent unter 18 Jahren, gilt als jüngster Stadtteil Deutschlands und steht beispielhaft für die Herausforderungen moderner Stadtentwicklung. Mehr als 1.100 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren machen den Stadtteil zu einem Brennpunkt des Mannheimer Kita-Bedarfs.
Bildungsbürgermeister Grunert gab einen klaren Einblick in die Zahlen: In Baden-Württemberg fehlen derzeit rund 60.000 Kita-Plätze, in Mannheim liegt der Fehlbestand bei 1.800 Plätzen. Bis 2030 plant die Stadt die Schaffung von 5.000 neuen Betreuungsplätzen durch rund 100 Bau- und Erweiterungsmaßnahmen – trotz angespannter Haushaltslage. Allein im kommenden Jahr steigen die Ausgaben im Kitabereich auf ca. 123 Millionen Euro, während parallel an anderer Stelle Einsparungen notwendig sind. Die freien Träger rechnen mit einem Kostenanstieg von ca. 50 Prozent in den kommenden fünf Jahren; bereits jetzt machen Personalkosten rund 70 Prozent der Gesamtausgaben aus.
Ein Schwerpunkt der Diskussion lag auf Franklin selbst: Der Stadtteil wächst rasant und übertrifft mit seinen Kinderzahlen klassische Neubaugebiete deutlich. Mehrere Einrichtungen sind bereits eröffnet oder in Bau, zwei weitere Kitas sind in Planung. Gleichzeitig wurde diskutiert, wie eine vorausschauende Planung aussehen kann, wenn der Altersdurchschnitt des Stadtteils mittelfristig wieder ansteigt.
Susanne Aschhoff brachte die landespolitische Perspektive ein und betonte, dass das Land Baden-Württemberg das Ziel verfolge, ein verpflichtendes und kostenfreies letztes Kita-Jahr einzuführen – finanziert durch das Land. Eine Umsetzung in dieser Legislatur sei jedoch nicht mehr realistisch, dennoch sei die Weichenstellung dafür von großer Bedeutung, um Familien wirtschaftlich zu entlasten und Bildungsgerechtigkeit weiter auszubauen.
Zentrales Thema war zudem der Fachkräftemangel. Grunert stellte Strategien der Stadt zur Gewinnung und Bindung von Personal vor – von Praxisintegrierter Ausbildung und Quereinstieg über digitale Recruitingverfahren bis hin zu internationalen Kooperationen, etwa mit Fachkräften aus Spanien. Die Frage nach der Qualität der Betreuung und der Einhaltung von Standards wie dem Schlüssel 2:20 im Kindergarten und 1:5 in der Krippe wurde intensiv diskutiert. Die Position der Grünen ist dabei klar: Der Ausbau darf nicht zulasten der pädagogischen Qualität erfolgen.
Auch finanzpolitische Fragen wurden offen angesprochen. Die Grünen fordern eine soziale Staffelung der Kita-Gebühren nach Einkommen sowie die Einführung eines kostenfreien letzten Kita-Jahres. Gleichzeitig wurde sensibilisiert über die Konsequenzen, wenn das Regierungspräsidium die Geschäfte der Stadt Mannheim übernimmt mit möglichen Kürzungen bei sämtlichen freiwilligen Leistungen wie z.B. Musikschule, Bibliothek oder Volkshochschule – verbunden mit der Frage nach gesellschaftlicher Prioritätensetzung.
Chris Rihm betonte abschließend: „Kita-Ausbau ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung einer gerechten Stadtgesellschaft. Wir müssen handeln, bevor der Mangel eskaliert – nicht erst, wenn nichts mehr geht.“
Die Veranstaltung zeichnete sich durch engagierte, sachkundige Beiträge und einen respektvollen Austausch aus. Sie machte deutlich, wie wichtig Transparenz und politische Kommunikation auf Augenhöhe sind. Ein besonderer Dank galt dem Forum Franklin für die Bereitstellung der Räumlichkeiten.