Trotz anhaltenden Regens fand der von Chris Rihm, Sprecher für Wohnen der Grünen Gemeinderatsfraktion Mannheim, geplante Stadtteilspaziergang am 24. September statt – kurzfristig verlegt ins Bürgerhaus Neckarstadt. „Wir wollten die Veranstaltung unbedingt stattfinden lassen, da man im Gespräch immer etwas lernt. Das Thema Wohnen bewegt seit vielen Jahren die Menschen in Mannheim; wir sind eine Stadt mit viel Zuzug“, so Rihm zum Auftakt.
Kommunale Spielräume und knapper Haushalt
Rihm skizzierte die Rahmenbedingungen: „Die Städte haben ein strukturelles Defizit, weil der Bund wirtschaftliche Themen auf die Kommunen verlagert hat.“ Für Mannheim bedeute das harte Einsparungen und begrenzte Investitionsmöglichkeiten im Bereich Wohnen.
Blick nach Landau: Maßnahmen gegen Leerstand
Als Impulsgeber berichtete Sebastian Olbrich, Stadtrat aus Landau, von der dort seit Anfang 2024 geltenden Zweckentfremdungsverbotssatzung. Die Stadt habe rund 20.000 Eigentümer*innen angeschrieben; aktuell seien etwa 700 Immobilien als leerstehend erfasst. Positiv: 100 Wohnungen konnten bereits wieder vermietet werden. Da eine Leerstandssteuer im Stadtrat abgelehnt wurde, prüft Landau nun Bußgelder bei Verstößen. Ergänzend stellte Olbrich zivilgesellschaftliche Aktivitäten wie die Leerstandsinitiative und Konzepte für Zwischennutzungen vor.
Mannheimer Perspektive: Mietpreise im Fokus
Alexander Sauer, stellvertretender Vorsitzender des Mietervereins Mannheim, ordnete ein: „Leerstand ist bei uns kein großes Problem und kommt meist aus atypischen Gründen vor.“ Drängender sei die Überhitzung des Mietmarkts: Überschreitungen der ortsüblichen Vergleichsmiete um mehrere hundert Euro seien trotz Mietpreisbremse keine Seltenheit. Sauer sprach sich für einen intensiveren Austausch mit Eigentümer*innen, die Beratung zur Umwandlung von Gewerbe in Wohnraum sowie die neue Grundsteuer-Bemessung als faireren Ansatz aus.
Was kann die Kommune tun?
Auf die Frage nach wirksamen Impulsen nannte Olbrich den sozialverträglichen Wohnungsbau durch die Stadt und den personellen Ausbau des Leerstandsmanagements. MdL Susanne Aschhoff hob die Rolle der GBG-Unternehmensgruppe hervor; im Landesvergleich stehe Mannheim „nicht schlecht“ da. Gleichzeitig brauche es Ideen, damit Vermietung für Eigentümer*innen attraktiver wird.
Rihm warb dafür, Gewohnheiten mitzudenken: „Es muss ein Umdenken darüber stattfinden, wie viel Wohnfläche eine Person benötigt.“ Angesichts des bevorstehenden Sparhaushalts plädierte er für die Beibehaltung des Bodenfonds als wirksames Instrument, um auf Bautätigkeiten Einfluss zu nehmen. Auf die Frage nach Obdachlosigkeit erklärte Sauer, dass es dank städtischer Wohnraumsicherung in Mannheim bislang keine auffällige Zunahme aus rein wirtschaftlichen Gründen gebe.
Fazit
Der Abend zeigte: Leerstand aktiv angehen, Mieten dämpfen, Beratung stärken und kommunale Instrumente sichern – das sind die Stellschrauben, an denen Mannheim weiter drehen kann. Chris Rihm bedankt sich bei allen Mitwirkenden und Gästen für den konstruktiven Austausch: „Die Ideen aus Landau, die Expertise des Mietervereins und die Mannheimer Erfahrungen geben Rückenwind für die nächsten Schritte.“